DIE WAFFEN CHRESTONIMS

Eine Waffe gehört in einer Welt wie Chrestonim, in der der Dschungel Wesenheiten bereithält, die schrecklicher und gefährlicher nicht sein könnten, oft zu den alltäglichen Notwendigkeiten wie Kleidung und Schuhwerk. So hat die Waffenkunst im Laufe der Jahrhunderte einen großen Stellenwert erlangt, nicht zuletzt auch durch die Mondrai, die Kriegerkaste der Chirà. Als beherrschende Kultur der Welt Chrestonim ist es nur natürlich, daß sie auch die besten Krieger und Waffenkünstler hervorbringen. Doch auch Menschen und Sragon haben mit der Zeit gelernt, die Klingen der Katzenwesen zu führen und sogar herzustellen..

 

Das Canchlet

Abb. 1: ein einfach-
es Canchlet, ent-
standen in Estichà,
erst wenige Jahre alt.

Das Canchlet ist eine Waffe, die erst in den letzten Hundert Jahren ihre Verbreitung fand. Es handelt sich beim Canchlet also eher um eine "moderne" Waffe. Besonders beliebt und oft gesehen ist sie bei den Menschen und vor allem bei den Sragon.
Die Verwendung der Waffe ist jedoch sehr unterschiedlich:
Die Chirà altrijian verwenden sie ausschließlich als Wurfwaffe. Je nach Wurftechnik trifft sie entweder mit dem spitzen Dorn an ihrer Spitze oder mit der Schneide. In beiden Fällen ist die Wirkung jedoch verheerend. Trotz seiner unbestrittenen Durchschlagskraft ist das Canchlet bei den Chirà eher ungebräuchlich. Fernkampf gilt bei den Chirà meist als unehrenhaft und ineffektiv - man hat seine Waffe nicht, um sie jemandem entgegen- oder hinterherzuwerfen, sondern mit ihr in der Hand seinem Gegner entgegenzutreten.
Bei den Menschen wird sie sowohl als Wurf- als auch als Schlagwaffe verwendet. Häufig ist die Schneide mit aufwendigen Verzierungen versehen, die das an sich schon bedrohliche Aussehen des Canchlets noch verstärken. Das Canchlet ist mit Sicherheit keine Waffe der Eleganz, schnelle Angriffe und Finten sind mit ihr kaum möglich, schließlich ist die Ähnlichkeit mit einer Axt doch recht groß. Die Menschen kennen noch das Canchlet eccletan, bei dem der kurze Griff durch eine lange Haltestange ersetzt ist. In dieser Form findet sie häufig als Lanze Verwendung.
Die Sragon schließlich sind als die wahren Meister des Canchlets bekannt. Ihr oft wuchtiger Körperbau mit den starken Armen kommt in Verbindung mit dem Canchlet optimal zur Geltung. Nicht selten wird es von ihnen mit zwei Händen geführt, wobei vor allem die Schläge jedem Gegner schnell und endgültig das Fürchten lehren.

 

Die Delanura

Abb. 3: Eine Delanura aus der Hauptstadt der
Allianz, entstanden vor ca. 40 Jahren und
getragen von Calandel Trijana Akkriel, einer
Priesterin der Endrakha vom Tempel des noch
jungen Arraga-Clans. Wie alle Phalos-Diene-
rinnen muß auch sie sich mit allen Waffen,
die unter den Chirà üblich sind vertraut
machen.

Nur wenigen ist es offenbar bestimmt, ein Meister der Delanura zu werden. Denn der richtige Gebrauch dieser Waffe erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, Geschick und vor allem Übung. Ist es schon schwer genug, eine dieser Waffen korrekt zu handhaben, so stellt der "Charicarra jì Jeydrou-Sohata" (Vier-Klingen-Kampf) wohl die Vollendung der Kampfkunst dar.
Denn traditioneller Weise wird mit zwei Delanuras gleichzeitig gekämpft. Das erfordert ein Höchstmaß an Konzentration, denn die Klingen sind in der klassischen Ausführung dieser Waffe nur jeweils an einer Seite geschärft.
Der Charicarra jì Jeydrou-Sohata kennt zahlreiche verschiedene Stilrichtungen. Vom vierfachen Angriff des Trulacan-Stils bis hin zum Bavidan im Mreccara asnan (in dem die Waffe auch hervorragend Verwendung findet) reicht die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten dieser Waffe.
Doch die Nachteile sind nicht zu übersehen: Das fehlen von Parierstangen machen die Parade mit den kurzen Klingen zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit und die kurze Reichweite läßt die Delanura gegen eine Asnichara schlecht aussehen.
Deshalb ist die schnelle Attacke mit schnell schwingenden Klingen typisch für den Delanura-Kampf. Bei schnellen Bewegungen der Handgelenke entsteht durch die Rotation der Klingen manchmal ein helles, pfeifendes Geräusch. Bei Kampfvorführungen verstehen es die chiranischen Waffenmeisterinnen sogar, je nach Kampfstil einen anderen Ton entstehen zu lassen.
Insgesamt ist die Delanura nicht sehr weit verbreitet, eben weil sie so schwer zu handhaben ist. Bei den Menschen sieht man die Delanura gelegentlich als Doppeldolch zweckentfremdet, denn für den Einzelgebrauch ist die Delanura eigentlich nicht gedacht, ebenso wenig als Wurfwaffe - da der Griff in der Mitte der Waffe ist hat man kaum die Möglichkeit, genau zu zielen.

 

Der Pejura sijavan

Abb. 3: Ein Pejura sijavan (Pfeildolch) aus dem 4. Kastenkrieg.
Nicht selten trugen die Pejuras noch ein besonderes Erkennungs-
merkmal wie ein Band, das um den Stiel der Klinge gebunden war
oder aufwendige Verzierungen am Knauf.
Dieser Pejura stammt aus dem Besitz des Revijal-Clans. Die Pejuras
sind geradezu dazu prädestieniert als Andenken zu dienen, da sie
oft deutlich einem Clan zuzuordnen sind und so den Sieg über
einen verfeindeten Clanangehörtigen bezeugen.
Die Sagen um Eteljaya Vidrian Mondrijel erzählen, daß sie aus
einer Schlacht mit 14 Pejuras in ihrem Leib zurückkehrte. Dabei ist
das sachgerechte Entfernen eines Pejuras eine sehr riskante und
blutreiche Operation, da sich der lange Stiel oft tief in den Körper
und die Organe bohrt.

Der Pejura sijavan wird nur noch von ganz wenigen Chirà benutzt, bei den Menschen ist er praktisch unbekannt. Im Zweikampf wird er kaum noch benutzt, in Schlachten der Chirà hingegen fand er vor allem innerhalb der Mondrai-Kaste schon häufiger Verwendung und wurde dort fast als Ritualwaffe gehandhabt:
Während der letzten Kastenkriege vor rund 400 Jahren war der Höhepunkt des Gebrauchs dieser Waffe. Sobald die feindlichen Heere aufeinandertrafen, wurden die Gegner quasi mit dem Pejura "markiert". Sie wurden mit so großer Wucht auf den Gegner geworfen, daß der Dolch die Rüstung des Feindes durchschlug und sich ihm in den Leib bohrte um sich dort zu verhaken. Für die anderen des Clans war damit deutlich klargemacht, das nur der Besitzer des Pejuras das Recht hatte, den Gegner zu töten. Es wurden also auf diese Weise immer kleine Kampfpaare gebildet.
Während des Kampfes der beiden blieb der Pejura fest in der Wunde, denn die Waffe läßt sich nur mit beiden Händen und großer Gewaltanwendung wieder herausziehen. Erst nach Ende des Kampfes durfte der Sieger das Pejura wieder an sich nehmen um sich durch einen gezielten Wurf einen neuen Gegner auszuwählen.
Heute gilt diese Art der Schlachtenführung als antiquiert und so wird der Pejura sijavan nur noch aus Nostalgiegründen getragen.
Einzig der Mondrai-Clan der Cerrakhan verwendet den Dolch noch in seiner oben beschriebenen Art und Weise.

 

Das Vecclas

Abb. 4: Ein Vecclas muran,
gefertigt mit dem Holz des
Irvana-Baumes. Es stammt
aus dem Waffenarsenal der
"Anigoja jì chonjitra rijan"
(Akademie des heiligen
Krieges) der chiranischen
Kriegerkaste. Es wird dort
zur Grundausbildung der
jungen Kastenangehörigen
verwendet.

Die Abbildung zeigt ein "Vecclas muran", also die kleine Version einer der beliebtesten Waffen der Chirà Altrijian, die aber auch unter den Menschen immer mehr Freunde findet. Man hält die Waffe am Griff, der senkrecht auf die Klinge steht, wobei diese dann am Unterarm entlangläuft.
Das Vecclas gibt es in sehr verschiedenen Ausführungen. Allen gemein ist jedoch, daß das Vecclas vorne über eine verlängerte Klinge verfügt, mit der mit einer schnellen Vorwärtsbewegung des Armes zugestochen werden kann, sowie eine langgezogene Schneide, die - oft mit Widerhaken versehen - gut zum Parieren geeignet ist.
Der Schneide kommt insbesondere im Mreccara asnan, also dem bewaffneten Mreccara eine große Bedeutung zu, da dieser sehr körpernahe Kampfstil sehr stark von Schlagkombinationen aus Faust- und Ellenbogenangriffen geprägt wird. Häßliche Schnittwunden nach dem ersten Angriff und von den Widerhaken herausgerissene Fleischbrocken nach dem zweiten machen das Vecclas in Kombination mit dem Mreccara gleichzeitig zu einer der gefürchtetsten Waffen, die Chrestonim kennt.

Das "Vecclas madran" (großes Vecclas) verfügt meist über einen zusätzlichen Bügel am Haltegriff um die Hand vor Verletzungen zu schützen. Die vordere Klinge ist länger und am Ende der Waffe steht in den meisten Fällen ein großer Teil der Klinge nach hinten über, um so auch Stiche mit dem Ellenbogen nach hinten ausführen zu können. Für das Mreccara ist das Vecclas madran allerdings ungeeignet, da die eigene Verletzungsgefahr durch den hinteren Dorn bedeutend ansteigt.

 

Das Blatakin

Abb. X: Das Blatakin eines Unuim aus Gilgat,
ein Erbstück seines Großvaters, ungefähr
103 Jahre alt. Laut Aussage des Unuim, sei
damit zwar noch nie gekämpft worden,
aber es klebe dennoch Blut daran:
Sein Großvater habe es bei einem Würfel-
spiel in Ashrabad gewonnen. Der ehemalige
Besitzer, der die Waffe just hatte anfertigen
sei ob des Verlustes so in Rage geraten, daß
er begann, die Einrichtung der Herberge zu
zertrümmern, bis er von einer Gruppe an-
wesender Matrosen grün und blau geschlagen
und damit in seinem Zerstörungswahn gestoppt
wurde.

Das Blatakin ist die beliebteste Waffe der Unuim. Der Griff ist breit und stabil, die Klingen jedoch muten fast filigran und zerbrechlich an, sind aber von erstaunlicher Festigkeit. Auf den ersten Blick mag es dem flüchtigen Betrachter erscheinen, als sei die inmitten der Klinge ein Hohlraum gelassen, doch besitzt das Blatakin zwei von ihnen, beide nach innen gezackt und äußerst spitz. Aus diesem Aufbau ergibt sich auch die Unverkennbarkeit der Waffe, wenn sie benutzt wird: die Waffe erzeugt einen klingenden Ton, wenn sie auftrifft. Die Ähnlichkeit zu einer Stimmgabel läßt solches zwar bereits vermuten, doch immer wieder ist man erstaunt von der bei manchen Waffen außerordentlich guten Klangqualität. So gewinnen die Unuim sogar dem Kampfeslärm etwas positives ab. Daß es in Ravunua, dem Bergrücken, der die Heimat der Unuim darstellt, sogar eine Blatakin-Musiktruppe geben soll, muß jedoch ins entschieden ins Reich der Phantasie gewiesen werden.
Für Unuim stellt ein Blatakin einen unverzichtbaren Teil seiner Reiseausrüstung und schon früh üben sich die Abenteuerlustigen unter dem kleinen Volk mit ihm. Die Waffe ist von außerordentlicher Leichtigkeit und flinke Ausfälle sind der bevorzugte Kampfstil.

Pejura firujan

Abb X: Ein Pejura firujan aus dem Besitz der
Jhiatara Jascara Chranijas, wohl aus dem ersten
Jahrhundert der Allianz stammend. Selten findet
man einen so schön gearbeiteten Dolch wie
diesen, denn der Gebrauch der Waffe ist bei
Chirà mehr als unüblich, deshalb wird selten
auf eine kunstvolle Verzierung Wert gelegt.
Dieser Dolch hat zwei eingearbeitete Smaragde
und eine vergoldete Parierstange. Der Knauf
der Waffe besteht aus einer großen Bern-
steinkugel, ein deutliches Markenzeichen der
Schmiede Nejeras in der Hauptstadt der Allianz.
Dieser Umstand und der Materialwert lassen
Expertinnen den Dolch auf einen Wert von
über 7.000 Dublonen schätzen.

Der "hungrige Dolch", wie er übersetzt heißt, ist selten anzutreffen und wenn, dann fast nur bei zwielichtigen Gesellen, denn er gilt für die meisten Chirà-Clans als unehrenhaft. Denn er wurde speziell dafür konstruiert, Klingen anderer Waffen zu zerbrechen oder sie ihnen zumindest aus der Hand zu reißen. Trifft eine Waffe nämlich auf die außergewöhnlich geformte Klinge des Pejura firujan, so gleitet sie an ihr hinab in eine Kerbe, die von einer sehr kleinen Extraklinge gebildet wird. Die Waffe verhakt sich in den meisten Fällen in dieser Kerbe und kann dann mit einer schnellen, kräftigen Bewegung zerbrochen werden. Selbst wenn dies nicht gelingen sollte, so ist der Angreifer, dessen Waffe im Dolch hängenblieb, oft so überrascht, daß schon eine leichte Drehung des Pejuras genügt, um ihm seine Waffe förmlich aus der Hand zu schrauben.
Der Pejura firujan wird aber so gut wie nie als Hauptwaffe verwendet, da er eben nur ein Dolch ist und nicht gegen Äxte oder Stangenwaffen bestehen kann. Häufig wird er als letzte Rettung verwendet oder aber als Waffe für die Linke.

 

 

SSETSHA
(Chirjeya: SETCHÀ)

Abb. X: Ein Ssetsha aus Men-Achor in einer
sehr schlichten Ausführung, wobei man sagen
muß, daß diese Waffen selten aufwendig ver-
ziert sind. Während nämlich chiranische Waffen-
meister großen Wert auf Ästhetik bei ihren Wer-
ken legen, spielt das Aussehen bei den eher
praktisch veranlagten Bewohnern der westlichen
Lande keine große Rolle.

Es ist nicht ganz geklärt, wo der Ursprung dieser Waffe zu suchen ist, doch glaubt man, daß sie sragonschen Ursprungs ist. Man findet sie fast nur in den Küstenstädten des Westens, im Osten der Welt wird man sie wohl vergebens suchen. Die vier kurzen, gewinkelten Klingen sind nicht einfach zu handhaben. Die wenigen Menschen, die sie verwenden, führen mit der Waffe Hiebe wie mit einem Streitkolben aus, die Sragon jedoch haben für die Waffe noch eine andere Verwendung: die Echslinge verstehen es, die Waffe mit großer Wucht zu schleudern, so daß sie bei schwach gerüsteten Gegnern trotz der ungünstigen Klingenform tief in den Körper einzudringen vermag - und dann richtet die Waffe fürchterlichen Schaden an, denn es ist fast unmöglich, die Waffe wieder entfernen, ohne faustdicke Brocken Eingeweide mit herauszuziehen.
Expeditionen in die unberührten Dschungel des Westens berichten von der Verwendung einer sehr ähnlich gebauten Waffe bei wilden Sragon-Stämmen, so daß ihr sragonscher Ursprung als belegt gelten dürfte.

 

Die Torràkha

Abb. X: Eine Torràkha aus dem Distrikt Rac, noch in
Gebrauch einer chiranischen Echsenreiterin.
Besonders Waffen aus Rac streichen die Ähnlichkeit
der beiden Klingen zu Vogelschnäbeln noch heraus,
indem die Klingen mit Augen verziert sind.

Schon auf ältesten Bildern, die die ehrwürdigsten Tempel der alten chiranischen Heiligtümer zieren, ist die Torràkha an den Gürteln der chiranischen Krieger zu sehen, ja viele Chirà aus dem Distrikt Rac sind der Überzeugung, daß dies die echteste und typischste Waffe der Chirà sei. Und bis zum Siegeszug der Asnichara war sie auch die Nahkampfwaffe schlechthin.
Die Waffe wird meist beidhändig geführt, die Hände und Unterarme stehen parallel zueinander und halten den Griff fest umschlungen. Zwei gewaltige, scharfe Klingen ragen wie zwei aufeinander zeigende Vogelschnäbel hervor und stehen so, daß die Hände am Holm gut geschützt sind.
Der Kampfstil ist wuchtig und von Kraft geprägt. Heftige Stöße mit beiden Armen, wuchtige Schläge und aufgrund der begrenzten Reichweite ein enger Körperkontakt - das sind die Merkmale des Torràkha-Kampfes. Es ist aber auch möglich, während des Kampfes den Griff einer Hand zu lösen und so überraschende, weitreichende Hiebe auszuteilen.
Wie bereits angedeutet ist die große Zeit der Torràkha schon vorbei. Die zunehmende Beschäftigung mit dem Fernkampf in Wissenschaft und Kriegskunst hat zu einem vermehrten Einsatz von Pfeilen und Bolzen geführt, so daß die Verwendung eines Schildes manchen Kreisen der Kriegerkaste als sinnvoll erschien. Als typische Zweihandwaffe verlor die Torràkha also an Bedeutung. Nach der Entwicklung der Asnichara, die schnell die Herzen der chiranischen Waffenschwestern gewann, verschwand die Waffe fast vollkommen aus den großen Kriegerkasten.
In Rac hingegen, wo die Zeit langsamer zu vergehen scheint und Traditionen immer noch sorgfältig gepflegt werden, darf die Torràkha an keinem Waffengürtel fehlen. Denn in Rac kennt man doch die alten Kampftechniken, die diese Waffe nichtsdestotrotz zu einem tödlichen Werkzeug allererster Güte machen.

 

DIE ASNIVALA

Abb. X: Asnivala der Yilan Mriantar Mondriac aus Chiàn.
Die Chirà kann eine lange Geschichte über die Herkunft
ihrer Waffe, ihre damit geschlagenen Schlachten, dutzende
von Heldentaten und allerlei über die chiranische Waffen-
kunst im allgemeinen und ganz besonders auch im Speziel-
len halten, was wir jedoch dem Leser hier ersparen möchten.

Die Asnivala wird von manchen auch als "Asnichara muran" bezeichnet, denn die Ähnlichkeit zu ihrer großen Schwester - der eleganten Asnichara - ist unübersehbar. Die leicht gebogene, scharfe Klinge und die Leichtigkeit der Waffe bei hoher Elastizität hat sie mit der Lieblingswaffe der Chirà gemein, einzig die Länge der Klinge unterscheidet sie von ihr. Während die Asnichara auch zweihändig geführt werden kann, ist die Asnivala eine ausgesprochene Einhandwaffe.
Worin liegen die Vorteile der kürzeren Klinge gegenüber der Asnichara? Die kürzere Klinge erlaubt ein wenig heftigere Hiebe, da sie nicht so stark nachgibt wie das chiranische Langschwert. Für ausgesprochene Akrobaten unter der Kämpferschaft, die gerne die eine oder andere Mreccara-Sequenz einfließen lassen, ist die Waffe weniger hinderlich bei den Tritten, Sprüngen und Schlagkombinationen.
Schließlich gibt es auch Chirà der Kriegerkaste, die zwei Asnivale gleichzeitig führen.

 

DAS SHULAK

Abb. X: Ein Shulak aus den westlichen Dschungeln,
mitgebracht von einer Expedition. Es wurde in einem ver-
lassenen Tempel gefunden.
An der Waffe sind einige Schriftzeichen des Sragishta
eingeritzt, was auf eine religiöse oder kultische
Bedeutung hinweist. Das Alter wird auf über 2000 Jahre
geschätzt. Dieser Fund zeigt, daß das Shulak in seiner
Form sich im Laufe der Jahrtausende kaum gewandelt
hat.

Wenn es eine Waffe gibt, die Expeditionen in die Dschungel des Westkontinentes das Fürchten gelernt hat, dann ist es das Shulak. Diese Waffe ist eine die schlagkräftigste und furchtbarste Waffe der Sragon. Die Axt wird mit beiden Händen geschwungen, die grob gefertigte, oft einen Unterarm lange Schneide, gehalten von einem Holm, der wie ein kleiner Baumstamm anmutet richtet furchtbare, tief klaffende Wunden an und die Wucht des Aufpralls vermag Knochen zu zerbrechen, als wären sie nur dürre Äste.
Nur die wildesten unter den Sragon führen diese Waffe. Mag sie auch mit einem Hieb so viel verheerenden Schaden anrichten, wie keine andere Waffe, so sind die Nachteile doch auch gravierend: wenn der erste Hieb nicht sitzt, muß man schon seine gesamte Kraft aufwenden, um diese Monstrum von Waffe wieder in die Höhe zu wuchten.
Freilich gibt es das Shulak auch in kleineren Ausführungen, ja es gibt sogar einhändige Shulaks, doch einen eleganten Vertreter wird man niemals finden.
Chirà oder Sragon, die in der Allianz geboren wurden lehnen diese Waffe vollkommen ab und nur einige bärbeißige Seefahrer aus Men-Achor verwenden das Shulak.

 

DAS BINTA
(Beil)

Abb. X: Ein Binta aus Estichà, gefertigt von der Drachen-
schmiede des Callan Eichbart. Gut handwerkliche Qualität
und angemessene Preise zeichnen diese Schmiede aus.

Schon vor langer Zeit hat man erkannt, daß das Beil nicht nur dazu gut ist, Holz zu hacken, sondern daß es in leichter Abwandlung hervorragend als Waffe Verwendung findet. Gerade in Men-Achor und Estichà erfreut es sich großer Beliebtheit. Seine Entwicklung wurde wahrscheinlich durch das sragonsche Shulak beeinflußt, nur ist das Binta bedeutend besser ausgewogen und wird grundsätzlich nur mit einer Hand geführt.
Der Kampf mit dem Beil ist nicht einfach. Nur eine Seite vermag Schaden anzurichten und nach einen Treffer verhakt sich die Klinge nicht selten in der Rüstung des Gegners.
Seine Durchschlagskraft und Gefährlichkeit ist jedoch unumstritten. Die Klinge ist oft schmal, und mit großer Wucht geschlagen vermag sie tief in das Fleisch eines Gegners einzudringen.

 

Pejura sinjian

Abb.X Pejura sinjian, zu finden im "Museum für Kunst der Tempel
des Hostinos-Prinzips zu Gründungszeit der Allianz". Dieser Pejura
ist ziemlich eindeutig dem Jhoran zuzuordnen, denn die beiden
Augen, die am Schwertknauf eingearbeitet sind, sind ein typisches
Symbol des Jhorankultes zu jener Zeit.
Der Reichtum der Verzierungen unterstreicht die Bedeutung, die
die Religion zu jener Zeit, kurz nach Gründung der Allianz innehatte.
Der Dolch ist überaus schwer (3 Reclen), da sein Griff aus dem grün-
adrigen Marmor aus dem Nordwesten von Rac besteht. Das zeigt
auch gleichzeitig, daß dieser Dolch nie dafür gemacht wurde, in einem
echten Kampf benutzt zu werden.

Der Pejura sinjian ist eine Waffe, die ausschließlich unter den Akkra der Allianz verbreitet ist, denn er ist eine Ritualwaffe. Früher wurde diese Art Dolch zum Aufschneiden der Kehle bei Opfertieren und -menschen für die Götter des Alten Kultes verwendet, doch mit der zunehmenden Abkehr von diesem Glauben verlor auch der Pejura sinjian ("Priesterdolch") seine Funktion als Opferdolch und wurde seitdem als Zeichen der Zugehörigkeit zur Priesterkaste verwendet.
So trägt heute jede Angehörige der Akkra einen solchen Dolch bei sich. Er wird bei der Aufnahme in die reguläre Priesterschaft, also nach Abschluß der Studien verliehen, wird individuell gefertigt und speziell an die Hand der Chirà angepaßt, die den Dolch als Zeichen ihres Standes tragen soll.
Die Dolche der 14 Hauptkulte unterscheiden sich nicht durch die Form der Klinge - diese ist alt überliefert und typisch für den Pejura sinjian -, sehr wohl aber durch die Ornamentik am Knauf. Meistens sind es Symbolisierungen eines für die Gottheit typischen Elements oder Eigenschaft.
Häufig nicht minder aufwendig wie die Dolche sind die Scheide und der Gürtel, die bei manchen Kulten zusammen mit dem Pejura verliehen werden.

Bilder: Bertram Dieterich
Text: Wilko Mattern